Der Cane Corso Der Ursprung, sein Wesen und Erscheinungsbild
Erscheinungsbild
Nur wenige zukünftige Hundebesitzer (abgesehen von Schäfern, Jägern, Hundeführern der Polizei und wenige andere) werden durch Charakterzüge und Leistungseigenschaften auf eine bestimmte Rasse aufmerksam.
Das Typische eines Rassehundes ist sein rassetypisches Aussehen und verleiht ihm seinen Wiedererkennungswert.
Für den Cane Corso wurde im Jahr 1986 in italienischer Sprache ein Rassestandard formuliert und national anerkannt. 1996 erfolgte die vorläufige, 2007 die definitive internationale Anerkennung.
Im Jahr 2015 wurde der Standard überprüft und angepasst und ist seit 2016 in seiner neuen Form gültig. Seit 2018 liegt seine Übersetzung ins Deutsche vor und ist im Folgenden aufgeführt.
FCI-Standard
Nr. 343 CANE CORSO ITALIANO (Italienischer Corso-Hund)
Übersetzung – Dr. J.-M. Paschoud und Frau Elke Peper; überarbeitet von Frau Bettina Smith-Horn und Herrn Axel Komorowski.
Offizielle Originalsprache (EN).
Ursprung – Italien
Datum der Publikation des gültigen offiziellen Standards – 13.11.2015
Verwendung – Vielseitiger Gebrauchshund
Klassifikation FCI – Gruppe 2
Pinscher und Schnauzer, Molossoide und Schweizer Sennenhunde.
Sektion 2.1 Molossoide, doggenartige Hunde. Mit Arbeitsprüfung.
Kurzer geschichtlicher Abriss – Der Corsohund ist ein direkter Nachkomme der römischen Molosser. Früher überall in Italien verbreitet, war er in den letzten Jahren nur noch in Apulien und in den angrenzenden süditalienischen Provinzen vertreten. Sein Name leitet sich vom lateinischen „cohors“ ab, was „Hüter, Verteidiger von Haus und Hof“ bedeutet.
Allgemeinses Erscheinungsbild – Mittelgroßer bis großer Hund; robust und stämmig, trotzdem mit einiger Eleganz. Trockene und kraftvolle Muskeln.
Wichtige Proportionen – Der Corso-Hund ist rechteckig in den Konturen und etwas länger als hoch. (Die Körperlänge des Hundes übersteigt die Höhe um 11%). Die Länge des Kopfes erreicht 36% der Widerristhöhe.
Verhalten/Charakter (Wesen) – Wächter von Haus und Hof, der Familie und des Viehs. In der Vergangenheit wurde er für die Bewachung von Rinderherden und auch bei der Großwildjagd eingesetzt.
Kopf – Breit und typisch molossoid. Die oberen Begrenzungslinien von Schädel und Fang sind leicht konvergent, ohne sichtbare Falten.
Oberkopf – Schädel: Breit; auf Höhe des Jochbogens entspricht die Breite des Schädels seiner Länge. Die konvexe vordere Schädelpartie wird von der Stirn zum Hinterhauptbein hin flacher. Die mittlere Stirnfurche ist zu erkennen, beginnend beim Stop und endend bei der Mitte des Schädels. Stopp: Gut definiert, mit hervorgehobenen Stirnhöhlen.
Gesichtsschädel – Nasenschwamm: Schwarz. Eine graue Maske darf eine Nasenfarbe derselben Tönung besitzen. Große Nase mit gut geöffneten Nasenlöchern. Die Nase liegt auf der gleichen Linie wie der Nasenrücken. Fang: Stark, quadratisch, deutlich kürzer als der Schädel (Verhältnis Fang : Schädel ungefähr 1:2). Der vordere Teil des Fanges ist flach; die Seitenflächen verlaufen parallel. Der Fang ist ebenso breit wie lang; Von der Seite betrachtet ist er tief; das Profil des Nasenrückens ist gerade. Lefzen: Von vorne aus betrachtet formt die Oberlefze an ihrer Verbindungsstelle ein umgekehrtes „U“; von der Seite betrachtet hängt sie mäßig über. Sie bedeckt den Unterkiefer und bildet die untere Begrenzungslinie des Fangs. Kiefer/Zähne: Die Kiefer sind sehr groß, dick und gewölbt. Leichter Vorbiss, aber nicht mehr als 5 mm. Zangengebiss zulässig, aber nicht erwünscht. Backen: Die Kaumuskelregion ist deutlich sichtbar, aber nicht wulstig. Augen: Mittelgroß, leicht vorstehend, aber nie übertrieben. Nahezu eiförmig, Augenabstand gut auseinanderliegend in einer nahezu subfrontalen Position. Die Augenlider liegen gut am Augapfel an. Die Farbe der Iris soll so dunkel wie möglich sein, ist aber abhängig von der Farbe des Haarkleides. Der Ausdruck ist lebhaft und aufmerksam. Ohren: Dreieckig, hängend, mittelgroß. Mit einem breiten Ansatz hoch oberhalb des Jochbogens. Die Ohren sind nicht kupiert.
Hals – Kräftig, bemuskelt, gleich lang wie der Kopf.
Körper – Der Körper ist etwas länger als die Widerristhöhe. Kräftig gebaut, aber nicht quadratisch. Widerrist: Ausgeprägt, höher gelegen als die Kruppe. Rücken: Gerade, stark bemuskelt und fest. Lenden: Kurz und kräftig Kruppe: Lang und breit, sanft abfallend. Brust: Gut entwickelt, reicht bis zum Ellenbogen.
Rute – Natürlich. Ziemlich hoch angesetzt; an der Wurzel sehr breit. In Aktion wird die Rute hoch getragen, aber niemals aufrecht oder geringelt.
Gliedmassen Vorderhand – Schulter: Lang, schräg, stark bemuskelt. Oberarm: Kräftig. Unterarm: Gerade, sehr kräftig. Vorderfußwurzelgelenk: Elastisch. Vordermittelfuß: Elastisch und nur leicht schräg gestellt. Vorderpfoten: Katzenpfoten.
Hinterhand – Oberschenkel: Lang, breit, hintere Linie des Oberschenkels konvex. Unterschenkel: Kräftig, nicht fleischig. Knie: Fest, mäßig gewinkelt. Sprunggelenk: Mäßig gewinkelt. Metatarsus (Hintermittelfuß): Dick und trocken. Hinterpfoten: Etwas weniger kompakt als die Vorderpfoten.
Gangwerk – Lange Schrittweite; ausgreifender Trab; der Trab ist die bevorzugte Bewegungsart.
Haut – Ziemlich dick, eher eng anliegend.
Haarkleid – Haar: Kurz, glänzend, sehr dicht mit dünner Unterwolle von gläserner Struktur. Farbe: Schwarz, bleigrau, schiefergrau, hellgrau, hell falbfarben; dunkel falbfarben und hirschrot; dunkel weizenfarbig (Streifen auf verschieden nuancierter falbfarbener oder grauer Grundfarbe). Falbfarbene und gestromte Hunde haben eine schwarze oder graue Maske, die sich auf den Fang beschränkt und nicht weiter als die Augenlinie reichen soll. Ein kleiner weißer Fleck auf der Brust, an der Spitze der Zehen und auf dem Nasenrücken ist zulässig.
Größe und Gewicht – Widerristhöhe: Rüden: 64 cm – 68 cm. Hündinnen: 60 cm – 64 cm. Mit einer Toleranz von +/- 2 cm. Gewicht: Rüden: 45 kg – 50 kg. Hündinnen: 40 kg – 45 kg. Gewicht passend zur Größe des Hundes.
Fehler – Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte und dessen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes sowie seine Fähigkeit, seine traditionellen Aufgaben zu erfüllen, zu beachten ist.
Schwere Fehler – Parallelismus oder ausgesprochene Konvergenz der oberen Begrenzungslinien von Schädel und Fang; Seitenflächen des Fangs konvergierend. Teilweise unpigmentierter Nasenschwamm. Scherengebiss; Vorbiss mehr als 5 mm. Aufrecht getragene oder geringelte Rute. Beim Traben ständig im Passgang. Ober- oder Untergröße. Vorhandensein von Afterkrallen.
Disqualifizierende Fehler – Aggressive oder übermäßig ängstliche Hunde. Hunde, die deutlich physische Abnormitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden. Divergenz der oberen Begrenzungslinien von Schädel und Fang. Vollkommen unpigmentierter Nasenschwamm. Nasenrücken konkav oder konvex (Römische Nase) Rückbiss. Partieller oder kompletter Pigmentverlust der Augenlider; Glasauge (blau gefleckt); Strabismus (Schielen). Rutenlosigkeit; Stummelrute. Haarkleid halblang, glatt oder befedert. Alle im Standard nicht beschriebenen Farben; ausgedehnte weiße Flecken
N.B. Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden. Zur Zucht sollen ausschließlich funktional und klinisch gesunde, rassetypische Hunde verwendet werden.
Wesen und Verhalten
Das Wesen eines Hundes aber auch jedes Individuums formt sich aus Prägung, Lernen, Erfahrungen, Erziehung und bestimmt das Verhalten im täglichen Miteinander.
Diese Faktoren bestimmt das Muttertier, der Züchter in den ersten Wochen aber insbesondere der Besitzer des Hundes in der täglichen Interaktion.
Ein Grundstein der Entwicklung und somit auch des Wesens sind aber auch angeborene Ausprägungen von Charaktereigenschaften bzgl. Temperament, Härte, Führigkeit, Sozialverhalten, Aggressivität usw. die jeder Hund in seinen Genen veranlagt hat.
Die Ausprägung der Charaktereigenschaften ist bei keinem Hund gleich, nicht im gleichen Wurf und erst recht nicht innerhalb einer Rasse. Dennoch liegt in den Genen jeder Rasse ein gewisser Typus, der insbesondere in früherer Zeit bei der Zucht ausschlaggebend war. Neben bestimmten körperlichen Vorraussetzungen für den jeweiligen Einsatz als Gebrauchshund waren auch bestimmte mentale Veranlagungen ausschlaggebend. Im Rahmen gezielter Zucht über Jahrhunderte bildeten sich Rassen von Jagdhunden (Stöbern, Fährtenarbeit, Apportierarbeit), Hütehunden, Herdenschutzhunden, Wachhunden, Schutzhunden usw..
Diese Tatsache und die Verschiedenheit der Rassen sollte bei der Wahl des zukünftigen Begleiters bedacht werden um dem Tier und seinen Veranlagungen gerecht zu werden.
Die Wahl eines Rassehundes bietet jedoch auch die Gelegenheit, sich auf bestimmte Gegebenheiten einzustellen und eine bestmögliche Entscheidung bzgl. der Rasse zu treffen.
Im folgenden möchten wir das Wesen des Cane Corso beschreiben. Wie schon berichtet, kann dies jedoch nur eine grundsätzliche Abhandlung darstellen-es gibt keine zwei gleichen Hunde und die Formung des Charakters wird durch viel mehr als Gene bestimmt.
Auch gilt es zu beachten, dass Charaktereigenschaften des Hundes nicht mit gut oder böse, oder auf menschliche Maßstäbe übertragen werden können.
Wir schätzen die bei beim Cane Corso ausgeprägt angelegte Anhänglichkeit und seine soziale Kompetenz. Dies macht ihn zu einem tollen Familienhund mit Ruhe und Ausgeglichenheit. Er neigt nicht zu Übererregung und unkotrollierten Handlungen. Er liebt seine Familie und wird diese, wie auch sein Eigentum stets verteidigen.
Im italienischen Standard der Rasse wird die Rasse als beweglich, agil, raktionsschnell und auch eigenverantwortlich beschrieben. Für einen Molosser dieser Größe verfügt der Cane Corso über ein durchnittlich hohes, lebhaftes Temperament. Weiter findet sich eine sehr gut ausgeprägte Wachsamkeit und Neugierde. Excellente Eigenschaften für einen Wachhund und Schutzhund. Dennoch darf nich verheimlicht werden, dass bei der Erziehung die eher mäßige Lenkbarkeit und Starrköpfigkeit durchaus Herausforderungen darstellen können. Starrköpfigkeit beschreibt hier einen hohen Grad an Härte oder auch Belastbarkeit. Kann ein Hund unaungenehme Reize und Situationen ausblenden, schnell vergessen oder tolerieren, macht ihn dies jedoch zu einem guten Gebrauchshund ohne unangemessene Reaktionen.
Ein Wachhund, dies ist der Cane Corso, muss Umweltreize wahrnehmen und auf diese angemessen und schnell reagieren. Dieses gewünschte Verhalten wird auch als Aggression bezeichnet und darf in keinem Fall mit gestört aggressivem Verhalten oder inadäquater Aggression verwechselt werden.
In verantwortungsvoller Zucht gilt es unserer Meinung neben phänotypischen Merkmalen (Aussehen) in gleicher weise auch rassetypische Verhaltensweisen und Charakterzüge zu erhalten und zu beachten.
Unser Ziel und Wunsch ist ein -bezogen auf seinen Charakter- wesensfester, ruhiger, ausgeglichener Cane Corso mit hoher Reizschwelle ohne Ängstlichkeit und inadäquate Aggression.
Ursprung
Der Ursprung der Rasse liegt in Italien, wo es bereits in der Antike nachweislich ähnliche Hunde gab. Zu dieser Zeit dienten Hunde dieser Art als Wach-, Jagd und Kriegshunde und mussten auch als Kampfhunde in Arenen antreten. Canis Pugnacis, italienischer Molosser, italienische Dogge, römischer Molosserhund, Cane di Macellaio bezeichnen Hunde dieser Gattung.
Auch im Laufe der weiteren Jahrhunderte waren Hunde stets treue Begleiter des Menschen. Zum Schutz von Familie und Eigentum wünschte man sich eine Gefährten der gelehrig, treu, freundlich und ruhig diese Aufgaben erfüllte und diesen durch entsprechende Kraft, imposantes Äußeres und natütlichen Schutztrieb auch gewachsen war. Entsprechend diesen Anforderungen formte sich insbesondere auf dem Land des mittleren und südlichen Italiens die Rasse des Cane Corso als typischer Wach- und Schutzhund dieser Gegenden.
Die Zucht war ausschließlich auf Wesensmerkmale und körperliche Fähigkeiten ausgerichtet die für die Verwendung als Gebrauchshund ausschlaggebend waren. Bei durchaus regional unterschiedlichen Merkmalen, fand sich dennoch ein relativ konstanter Rassetypus.
Im Verlauf des letzten Jahrhunderts, kam es durch Einkreuzungen anderer Rassen sowie durch die abnehmende Bedeutung von Gebrauchshunden allgemein, zu einem starken Rückgang der über Jahrhunderte bestehenden Population dieser wunderbaren Hunde.
Namensgebung
Die Herleitung des Namens Cane Corso für die Vertreter diese Rasse ist nicht sicher belegt. Am wahrscheinlichsten ist eine Ableitung vom lateinischen „Cohors“ (Hüter und Wächtes des Hofes), „cors/corte“ (eingezäunter Hof) Keltische, umgangssprachliche oder regionale Einflüsse sind bei der Namensentwicklung jedoch ebenso möglich.
Glücklicherweise fanden sich in den 70er und 80er Jahren Menschen, die sich den Forbestand dieser Rasse zur Aufgabe machten. Die Leute etablierten aus typischen Vertretern der Rasse eine nachhaltige Zucht, beschrieben Zuchtstandards und rassetypische Merkmale und leisteten Öffentlichkeitsarbeit für diese Hunde.
Durch den FCI erfolgte im Jahr 1996 die internationale Anerkennung der Rasse.